Ratschläge
Hunde
Hunde
Ein Leben ohne Hund ist wie gar kein Leben!
Das Verhalten des Tieres ist der sichtbare Ausdruck seiner Befindlichkeit.
Gefährliche Hunde?
Es ist aus Sicht der Verhaltensforschung völlig unbewiesen, dass sich Hunde bezüglich ihres Aggressionsverhalten rassegebunden uniform verhalten. Aggression ist polyfaktoriell, ein teil des Sozialverhaltens und von etlichen Variablen abhängig (nicht nur genetisch gesteuert). Rassen sind Untereinheiten einer Art, und sie unterscheiden sich in mehreren erblichen Merkmalen stärker voneinander (also keineswegs auf Bezug auf alle Unterscheidungsmöglichkeiten). Unfälle geschehen überwiegend Zuhause, durch den eigenen oder einen befreundeten Hund. Nur wer seinen Hund abschätzen kann, ist in der Lage sein Verhalten vorauszusehen. Den Mensch streichelt gerne, fasst an, der Hund aber ist nicht immer dazu bereit und kann mit Rückzug oder gar Knurren antworten. Das ist keine Aggression sondern Kommunikation: “Bitte jetzt nicht anfassen, ich bin gerade mit anderem beschäftigt oder du machst mir Angst!“
Um 100% Schutz zu bieten kann man nur Hunde verbieten, aber auch anderes Leben hat ein Recht zu sein und es trägt nicht zuletzt auch dazu bei unsere Selbstwahrnehmung zu fördern. Was nötig ist, ist das Wiederfinden einer normalen Beziehung zu unseren Hunden. Hunde verhalten sich nicht wie Menschen, auch wenn sie wunderbar mit ihnen leben können. Hunde müssen die Möglichkeit haben zu lernen, wie sie sich unseren Absichten entsprechend, die klar und deutliche kommuniziert werden, verhalten können.
Jedes beobachtbare Verhalten ist das Ergebnis der genetischen Disposition des betreffenden Individuums sowie der vielen sozialen und unspezifischen Einflüsse (Reize), denen der Hund im Laufe seiner Entwicklung ausgesetzt war bzw. ausgesetzt ist. Die Umwelt gestaltet letztendlich den Hund und bestimmt welche genetischen Anlagen bevorzugt werden oder nicht. Auch Stimmungsübertragung und Nachahmen spielen eine wichtige Rolle.
Gleiche Signale können vom Hund unterschiedlich eingesetzt werden und drücken in unterschiedlicher Kombination jeweils andere Sinngebungen aus. Zähneblecken heisst nicht immer Angriffsbereitschaft, der Gesamtausdruck aller Zeichen muss beachtet werden. An den Hinterkopf angelegte Ohren, Vollzähneblecken, niedrige Körperhaltung, Schreifauchen und Blickvermeidung setzen räumliche Grenzen, die, wenn unterschritten, einen Angriff auslösen können. Der Hund hat in einer Situation wo er in die Enge getrieben wird nämlich keine Wahl. Er muss sich verteidigen.
Aggression
Nur ein Tier das sich seiner Fähigkeiten bewusst und kampfbereit ist, wird das Risiko eingehen und drohen. Bei Wölfen sind die Signale klar abzuschätzen, so dass sich ein Tier immer rechtzeitig zurückziehen kann. Bei Hunden kann dies nicht immer erreicht werden, und ein Zusammenarbeiten, welches hilfreich für alle Gruppenmitglieder wäre, fehlt meistens.
Grundsätzlich gibt es keine dominanten Individuen sondern nur dominante Beziehungen zwischen Individuen. Und zwar gibt es Dominanz, wenn A immer die Freiheit von B einschränkt, ohne das B etwas dagegen tut, d.h. B akzeptiert diese Situation. B ist somit auch für As Verhalten verantwortlich.
Dominante Verhalten: Weg verstellen, Blickfixieren, Bewegungskontrolle, Runterdrücken, in die Ecke drängen, Zwicken, Kämpfen (mit Beisshemmung)
Der Hund ein Wolf?
Der Hund stammt vom Wolf ab. Er gehört zur Familie der Landraubtiere genauso wie der Bär oder die Katze. Unser Haushund ist kein Wolf. Dies sollte stark betont werden. Er besitzt nur ein Bruchteil der Kommunikationsmimiken des Wolfes und ist seit Jahrtausenden domestiziert um auf den Menschen zu passen. Der Hund mag den Menschen und ist ihm sehr ähnlich. Er lernt leicht, mit Menschen zu leben, dies wurde im Zuge der Domestikation erworben. Hunde sind sogar erfolgreicher als Primaten, wenn es darum geht menschliche kommunikative Signale zu dekodieren.
Das Verhalten des Hundes kann niemals einfach vom Wolfsverhalten extrapoliert werden. Hunde bilden schon wie Wölfe , wenn sie frei in Gehegen gehalten werden, Rangordnungen. Beim Wolf sind diese aber viel feiner abgestuft.
Der Wolf ist sozusagen die „biologische Messlatte“, das Referenzsystem, für die Zuordnung und Beurteilung hundlichen Verhaltens.
Angst
Tiere die Angst haben, lernen schlecht, genauso wie Tiere, die überfordert werden, indem mehr verlangt wird als sie in ihrem angeborenen „Register“ besitzen. Tiere haben vermehrt Angst, wenn sie in reizarmen Umgebungen aufwachsen und können dadurch eine gesteigerte Angriffsbereitschaft entwickeln. Dass Tiere sich fürchten ist lebensnotwendig, um sich vor gefährlichem zu schützen. Angst hingegen ist nicht notwendig und kann krank machen, wenn sie nicht mehr zu löschen ist.
Wird durch Unkenntnis des Hundehalters in Bezug auf bestimmte Signale und deren Funktion immer wieder das Ziel hundlichen Verhaltens verfehlt, gerät das Tier u.U. in chronischen sozialen Stress. Hier ist die Regel klar: furchtvermittelte Zustände müssen immer ignoriert werden, es sei den die Furcht ist berechtigt. Belohnt oder bestraft man solch ein Verhalten sind Verhaltensprobleme vorprogrammiert.
Welpenschutz
Der Welpenschutz ist nichts angeborenes. Jeder Hund muss lernen Welpen zu schützen, genauso wie er lernen muss Kleinkinder zu schützen. Ein Hund der nie Kinder kennen lernte, wird sie nicht schützen. Vielleicht hat er Angst vor ihnen, versucht sie loszuwerden, auszuweichen...
Bellen
Scheint keine grosse Kommunikationskraft zu haben. Vielmehr ein Ausdruck der Erregung. Je nach Erregungsgrad wird verschieden gebellt. Es konnte kein „Vokabular“ beim Bellen festgestellt werden, d.h. dass Bellen keinen genaue Mitteilung ist.
Verschiedene hundliche Stellungen:
Imponieren (= umgerichtetes Drohen, Angriff selten)
Der Blick wird vom Gegenüber abgewandt und jeglicher Blickkontakt vermieden. Die Ohren schauen nach vorne. Hänge und Kippohren werden aufgestellt. Die Beine sind steif. Der Schwanz wird hochgetragen. Der Kopf und die Schnauze sind waagrecht.
Scharren mit den Hinterbeinen oder mit allen Vieren
Markieren
Sich seitlich zum anderen Hund stellen (imponierende Hund stellt sich quer vor den anderen)
Über den anderen Hund stehen
Angriffsdrohen
Imponieren kann in Drohen übergehen.
Der Schwanz wird über den Rücken nach vorne gezogen. Der kopf wird leicht gesenkt und bildet mit dem Rücken eine Linie. Die Zähne werden vorne gebleckt wodurch die Mundwinkel kurz und rund werden.
Bei Unsicherheit wird der Lippenspalt länger.
Der Gegner wird starr fixiert.
Knurren oder Bellen kann vorhanden sein.
Gewisse Hunde drohen gar nicht mehr vor einem Angriff. Dies kann durch mehrere Fehlentwicklungen bedingt sein: fehlende oder unzureichende Sozialisierung, das unklare Leben in der Menschenfamilie, zuwenig Begegnungen mit anderen Artgenossen
Defensiv- oder Abwehrdrohen
Die Ohren werden hier nach hinten gelegt
Das Maul kann weit aufgerissen werden oder es kommt zu Gebissklappen in der Luft
Kurzfristiges einknicken der Beine
Der Schwanz wird eingekniffen
Die Haare können gesträubt sein
Demut, passive Unterwerfung
Blickkontakt zum Dominierenden wird vermieden, der Kopf weggedreht
Die Ohren werden nach hinten bewegt
Die Lippen sind nach hinten gezogen zu einem „Unterwürfigkeitsgrinsen“
Es kann in Richtung dominierten gepfötelt werden
Es gibt Hunde die passive Demut ganz einfach zur Begrüssung des Menschen zeigen. Es sind diese sehr unterwürfige, unsichere Hunde oder solche, die bewusst kindliche gehalten werden und gelernt haben, dass die Rückenlage Aufmerksamkeit bewirkt oder sonstwie belohnt wird.
Demut, aktive Unterwerfung
Die Gliedmassen sind eingeknickt
Der Körper wird geduckt
Der Schwanz wird niedrig gehalten, mit hoher Frequenz im kleinen Radius hin und her bewegt
Olfaktorische Kommunikation (Riechen)
Urinmarkieren dient der territorialen Besitzanzeige sowie dem Anzeigen des Ranges. Auch Tiere werden markiert. Es gibt eine Korrelation zwischen der Markierfrequenz und dem Dominanzstatus.
Auch Kotabsetzen und Scharren dient der territorialen Besitzanzeige. Dieser Kot wird dann üblicherweise in kleinen Mengen an spezifischen Orten oder an bestimmten Gegenständen abgesetzt.
Hunde besitzen 125-225 Mio Riechzellen (Mensch ca. 20 Mio)
Nahezu 1/8 des Gehirns ist beim Hund der Geruchsverarbeitung gewidmet
Die Analregion zu beschnuppern dürfen grundsätzlich nur ranghohe Tiere, rangniedere werden abgewimmelt.
Individualgerüche von Menschen und Tieren können von Hunden aus Geruchsgemischen herausgerochen, im Gedächtnis gespeichert und zugeordnet werden. Schon Kalmus (1955) schreibt, dass Hunde den Gefühlstatus des Menschen übersetzen können über die Differenzierung verschiedener Formen der Drüsensekretion.
Natürlich kann der Hund auch der läufigen Hündin genau nachgehen, denn Oestrogenkonzentrationen sind ganz genaue Indikatoren des zyklischen Wechsels der weiblichen Konzeptionsfähigkeit.
Taktile Kommunikation (Berühren)
Hunde widmen einen grossteil ihrer Tagesaktivität auf gegenseitiges Lecken (v.a. Region Schnauze, Mundwinkel und Rachen), so bei der Begrüssung, der aktiven Unterwerfung und im Sozialspiel. Die soziale Fellpflege, des Kontaktliegens, der Schnauzenzärtlichkeiten, des „Paargehens“ verpaarter Hunde sind wichtige Bestandteile der taktilen Kommunikation.
Lernen
Bei allen Hunden als hoch soziale Lebewesen stellt der Empfang von Lob das Ziel eines Appetenzverhaltens (zielgerichtetes Verhalten) dar. Dieser Antrieb gehört zum Sozialverhalten. Es ist also naheliegend, dass Hunde am besten durch Lob geführt und trainiert werden, denn so lernen sie am natürlichsten. Sie erkennen also genau wenn Erfolg und wenn Misserfolg vorliegt und verhalten sich anschliessend entsprechend (Erfolg: Verhalten wird verstärkt, Misserfolg: Verhalten wird vermindert).
Optische und akustische Zeichen, Gestik und Mimik sind dabei von grossen Nutzen, da es die Hunde angeborenerweise achten. Auch Sprechpausen, Sprechmelodie, Sprechgeschwindigkeit und der individuelle Klang der Stimme spielen eine Rolle.
Hunde lernen auch automatisch jeden Tag indem sie mit der Umwelt konfrontiert werden und Erfahrungen speichern.
Eine beständige und möglichst konsequente Haltung Hunden gegenüber vermag ihnen soziale Sicherheit und das Wohlbefinden zu vermitteln, das zu einer verlässlichen Partnerschaft Mensch-Hund führt. Es sei hier erwähnt, dass wir Bezogenheit zu Mitmenschen wie zu Mitlebewesen brauchen, zu unserer gesamten natürlichen Umwelt, um uns menschlich entwickeln zu können (Olbrich 2002)!
Interaktionen Mensch-Hund, die sofort, also unmittelbar einem nicht tolerierbaren Verhalten als negative Reize wirken und dem Welpen ermöglichen, dieses zu assoziieren, führen nicht zu Entfremdung. Sie schaffen vielmehr klare soziale Beziehungen im Gruppengefüge. Hunde sollen in Menschen keine Rivalen sehen, mit denen ständig Rangordnungsauseinandersetzungen ausgetragen werden. Die Beziehung muss auf Vertrauen und Zuneigung gegründet sein, aber der Mensch muss sich von Anfang an die Achtung des leitenden Lebewesens erarbeiten, und dafür sorgen, dass das Hund erkennt, wann Furcht geboten ist und wann nicht.
Spielen
Das Sozialspiel ist es, welches die Grundlage einer „Fairness“ liefert, die Hunde ausmacht. Nur wenn Tiere sich fair verhalten und die Atmosphäre entspannt ist, kann sich ein Sozialspiel entwickeln. Hunde lernen somit, dass faires Verhalten belohnt wird. Das Fehlen von Sozialspiel hat verheerende Folgen für die soziale Entwicklung. Es ermöglicht nämlich das Erlernen feiner Kooperation, was „richtig“ und was „falsch“ ist, wenn interagiert wird. Unter dem „Schutz“ des Spiels und dessen besonderen Atmosphäre kann am besten und schonendsten gelernt werden.
Das Sozialspiel dient auch dazu Aggressionen abzulenken. Mit Spielsignalen kündigt der Hund metakommunikativ (ohne dass er noch sein Gegenüber sich dessen bewusst sind) an: “Wir spielen jetzt!“ Fehlen diese Signale, weil sie nie gelernt wurden, eskaliert das Risiko einer Auseinandersetzung.
Spiel stellt wahrscheinlich einen Teil des Gerüstes dar, das für den Aufbau und die Ausdifferenzierung des erwachsenen Verhaltensmusters benötigt wird. Es dient dem Jungtier sofort, indem es dessen körperlichen Fähigkeiten, etwa den Bewegungskoordinationen, zugute kommt. Die Regeln im Umgang miteinander in einer Gruppe werden durch Spielen gelernt.
Kurz und gut: das Spiel führt offensichtlich zu einer Steigerung der Flexibilität des Sozialverhaltens.
Häufige Spielformen: Vorderkörper-Tief-Stellung, Pföteln, Rennen und um die eigene Achse drehen.
Gewisse Hunderassen sind so „sozial“, dass sie gar den Menschen ihren Artgenossen gegenüber bevorzugen. Es ist auch so, dass Menschen und soziale Caniden in vielfältigen sozialen Belangen übereinstimmen (Familiengruppen, elterliches Engagement, Futterteilen, ...). Und zuletzt kann man sagen, obwohl dies nicht wissenschaftlich erfasst ist, dass Hunde viel über Ihre Menschen aussagen, denn sie verändern sich ja spezifisch, während sie sich adaptieren.
Und übrigens: auch für Menschen ist Spielen wesentlich. Es bildet den Rahmen, in dem sich kognitive und soziale Entwicklung vollziehen (etwa zwischen 6-7 Jahren). Spielen erlaubt es bekanntlich dem Gehirn sich zu entwickeln.
Aufzucht
Bauch- und Analmassage, die das Koten und Harnen der Welpen anregt, und in den ersten beiden Lebenswochen obligatorisch ist, wird von Wildcaniden häufig und intensiv durchgeführt, während es Haushündinnen gibt, die relativ wenigmassieren. Verdauungsprobleme der Welpen sind die Folge. Sobald die Welpen zu fressen anfangen, werden die Exkremente nicht mehr vollständig oder gar nicht mehr von der Hündin gefressen.
Die Thermoregulation des Welpen funktioniert zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht. In den zwei ersten Lebenstagen hat ein Welpe kaum Möglichkeiten, Unterkühlungen zu überstehen. Wird ein Welpe einer Temperatur unter 26.6º ausgesetzt, kann seine Körpertemperatur drastisch abnehmen.
Der Geruchsinn der Welpen ist bei Geburt schon gut entwickelt.
Nach dem Augenöffnen (10-13. Tag) können Welpen mit 15 Tagen Objekten nachschauen und beginnen mit dem 17. Tag Sozialpartner zu fixieren. Etwa vom 39. Tag an können Hunde mehrere Meter nach allen Richtungen überblicken.
Vor der Geburt ist die Hündin charakterisiert durch extreme Schläfrigkeit bzw. hysterische Reaktionen. Eine nervöse Anorexie ist häufig mit dem Beginn des ersten Oestrus und der ersten Geburt in Bezug zu bringen.
Die Zurechtweisung der Welpen durch Nackenfellschütteln ist ein tradiertes Märchen. Nackenfellschütteln stammt aus dem Beutefangverhalten und wird dem Welpen im Spiel gezeigt, damit er lernt wie man kleine Beutetiere tötet. Ein kleiner Hund der angehoben und stark geschüttelt wird bekommt eine furchtbare Angst und erleidet u.U. Verletzungen.
Die „Narrenfreiheit“ der Welpen ist nicht unbegrenzt. Vielmehr provozieren Erwachsene geradezu Situationen, in denen Welpen immer wieder an ihre Grenzen stossen- und es gibt gezielte Sanktionen.
Frühe Entwicklungsstadien sind gekennzeichnet durch grosse Umweltoffenheit des Organismus, der über die Sinnesorgane erste Umwelteindrücke aufnimmt und rasch Erfahrungen im Gedächtnis speichert. Sie bauen gemeinsam mit den erblich vorgegebenen Informationen den Bestand an Kenntnissen auf, der für das weitere Leben erforderlich ist. Fehlen diese Lernmöglichkeiten in einem bestimmten Alter (sensible Phase: ca. 4-16 Wochen, Höhepunkt ca. 7. Woche), sind die negativen Folgen (Unsicherheit, Angst) vorprogrammiert.
Diese können in bedrängten Situationen zu Attacken gegenüber Artgenossen und Menschen führen. Dieses frühe Lernen unterscheidet sich vom späteren Lernen insofern, dass das gelernte besonders fest sitzt und nur schwer gelöscht bzw. vergessen wird, und, dass es das spätere Lernen beeinflusst. In dieser sensiblen Phase haben sogar geringe Erfahrungsmengen eine bleibende Wirkung auf das Verhalten ( die gleiche Mengen später löst dies nicht mehr aus). Eine Entwicklung, die dem Welpen die für seine Gehirnentwicklung unverzichtbaren Lernerfahrungen bietet, bereitet diesem lebenslang die besten Anpassungsmöglichkeiten an wechselnde Lebensbedingungen. Denn er bekommt dadurch die Sicherheit, um mit seiner Umwelt in vollem Umfang Kontakt aufzunehmen, ohne Angst, neuen erregenden Reizen zu begegnen, und diese zu verarbeiten. Diese Sicherheit gewinnen Welpen nicht allein über die Mutterhündin, vielmehr insbesondere über die Züchter, den es ist ihr Verhältnis zur Mutterhündin, welches wiederum deren Verhalten Menschen gegenüber bestimmt, was diese auf ihre Welpen überträgt. Furcht ist wie schon erwähnt ein normales Verhalten, das den Welpen schützt. Die ganze „Arbeit“ mit ihm handelt darum, diese auf die nötigen Umstände zu beschränken, damit der Welpe schlussendlich nur noch das fürchtet, was wirklich gefährlich ist. Um den 9. Monat herum gibt es noch eine prägende Phase, während der bestimmte soziale Reize auf das Jungtier einwirken müssen. Fehlen diese kommt es möglicherweise zu Schwierigkeiten was die soziale Anpassungsfähigkeit angeht.
Die Beisshemmung sollte auch so früh wie möglich gelernt werden: Welpen die im Spiel zu viel zwicken, werden durch ein lautes „Aua“ darauf aufmerksam gemacht und spielen nicht mehr mit, unter Welpen wie mit dem Menschen. Der Mensch muss im Spiel genau darauf achten, was er nicht will und den Hund darauf aufmerksam machen.
Primäre Bindung: entscheidend ist der Bindungsprozess nach der Geburt, durch welchen die nicht individuelle Beziehung in die individuelle Beziehung übergeht. Eine Bindung kennzeichnet eine gewisse Ausschliesslichkeit der Beziehungen zwischen zwei Individuen (Hund und Mensch). Die Bindung gibt dem Welpen die nötige soziale Sicherheit für das Erkunden, das Spiel und das Nachahmen, kurz für eine normale Verhaltensentwicklung.
Es wird empfohlen die Welpen nicht vor der 8. Lebenswoche abzugeben, da der Kontakt zu den Geschwistern und das soziale Lernen im Spiel stattfinden müssen.
Sekundäre Bindung
Auch die sekundäre Bindung ist entscheidend für eine normale Verhaltensentwicklung. Sie wird es dem Welpen erlauben seine Umwelt in Sicherheit und entspannt erkunden zu können, unter der Obhut seiner Bindungsperson.
Stress
Hunde sind auf den Menschen angewiesen, wenn es darum geht gewisse ängstigende oder erregende Situationen zu bewältigen. Er ist der Sozialpartner, der soziale Unterstützung liefert. Unsozialisierte oder schlecht sozialisierte Hunde können dem Teufelskreis allein durch Menschen entkommen, die sich ihrer annehmen und allmählich ihr Vertrauen gewinnen, so dass eine Bindung entsteht, die soziale Hilfe in schwierigen Situationen ermöglicht. Wölfe sind da auf Rudelangehörige angewiesen.
Körperreaktionen bei Stress: Herzschlag erhöht, Blutdruck steigt, Durchblutung Skelettmuskulatur und Herzmuskel steigt, periphere Durchblutung sinkt, Magen-Darm- und Nieren-Durchblutung sinken, Sauerstoffaufnahme erhöht...
Chronischer Stress ist negativ für Lern- und Gedächtnisprozesse, deshalb lernen Hunde unter Zwang auch schlechter. Er führt zu erhöhten Kortisol- und Katecholaminwerten und zu Verhaltensänderungen wie Erstarren, Apathie, unvorhersagbare Aggressivität, Selbstverstümmelung.
Hunde können auf Stress mit zwei Antworten reagieren: aktive Auseinandersetzung und Kontrolle der Situation oder durch Entspannung (über soziale Unterstützung vermittelbar).
Konfliktreaktionen
Alle übertriebenen Verhalten sind Reaktionen die auf einen inneren Konflikt weisen, so z. B. sich kratzen, gähnen, züngeln (eigene Schnauze lecken), scharren usw.
Solche Verhalten sollten grosse Bedeutung beigemessen werden, denn sie können nur schwer beseitigt werden und bedeuten erheblichen Stress für den Hund.
Kastrieren
Die Kastration der Rüden ist prinzipiell empfehlenswert, wenn die Sexualität den Hund stresst, aggressiv macht oder unsauber macht. Sie ändert das Wesen des Hundes nicht! Dies wird sehr oft vermutet, obwohl es erwiesen ist, dass lediglich die Libido, die Verdauung und das Haarkleid vom Testosteronmangel etwas mitkriegen. Ein Hund der andere Hunde immer angreift, wird dies durch eine Kastration nicht vergessen, einer der immer gutmütig war wird nicht auf einmal aggressiv. Natürlich sind die Männchen weniger an Weibchen interessiert, was aber meistens nicht dazu führt, dass sie nicht mehr miteinander spielen. Ganz im Gegenteil, jetzt kann man sich erst recht aufs Spielen konzentrieren.
Ein kastrierter Rüde kann manchmal von Weibchen giftig kontaktiert werden, dafür wird er von schlecht erzogenen Rüden nicht mehr belästigt und angegriffen. Wenn ihn Rüden belästigen wird er sie normalerweise abwimmeln.
Die Kastration der Weibchen ist auch empfehlenswert, weil man somit Krankheiten ausschliessen kann und schlechte Überraschungen vermeidet (man ist nicht immer auf einen Wurf von acht Welpen vorbereitet!).
Moral?
Was Menschen als gut und böse bezeichnen kann nicht auf Hunde übertragen werden. Aber indem wir unsere Hunde trainieren bauen wir eine neue Instanz auf, die deren angeborenen Verhaltensweisen und Handlungsimpulsen sozusagen übergeordnet sind. Die menschliche Autorität ist somit für die Tiere „gewissensanalog“ und wir dürfen diese Autorität niemals missbrauchen.
Quelle: Feddersen Petersen und andere
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